Illustration aus Short Program |
Fans von Adachi Mitsurus Werken haben es im westlichen Fandom oft nicht gerade leicht. Vielen Leuten ist Adachis Zeichenstil schlicht zu unspektakulär und die eher langen Geschichten, die oft was mit Sport zu tun haben, schrecken viele Mangafans vom Reinschnuppern ab.Dabei sind gerade Adachis Manga der beste Beweis dafür, dass es keine graphischeOrgien und durchgeknallte Plots braucht, um eine spannende und ergreifende Geschichte zu erzählen.
Adachi Mitsurus Zeichenstil - Was zeichnet ihn aus?
Adachi
nutzt die Eigenheiten der Manga so gut aus wie kaum ein Zweiter. Er ist
ein Meister in der Federführung. Jeder Strich sitzt, nichts wird "verschwendet".
Sein Zeichenstil ist recht stilisiert, ziemlich "cartoonhaft",
und kommt mit dem Nötigsten aus. Er verwendet für seine Characterdesigns
fast keine Rasterfolien). Doch auch wenn seine Figuren recht stilisiert
sein mögen (er benutzt seit Jahren ein Set an bestimmten Charakteren),
sie eignen sich hervorragend, um Emotionen zu vermitteln.
Adachis Charaktere brauchen kein Funkeln in den Augen und keine hervortretende
Äderchen. Ihr jeweiliges Verhalten und ihre Mimik sprechen für
sich. Adachi verzichtet oft auf lange Textpassagen und lässt seine
Charaktere über mehrere Seiten weg einzig durch ihr Handeln sprechen.
Dadurch nähert sich sein Erzählstil ein wenig demjenigen westlicher
Cartoonisten. Seine Bevorzugung von sehr realistischen Hintergründen
mittels photorealistischen Screentones und seine stilisierten Charakteren
erzeugen den Realismus der frankobelgischen Hergé-Linie. Eine Identifizierung
des Lesers mit den Charakteren wird so erleichtert und gefördert. Zusätzlich
kann Adachi hervorragend mit farbiger Tinte für die Kolorierung mancher
Illustrationen umgehen. Selbst in der heutigen Zeit der Kolorierung per
Software bevorzugt er diese Methode. Sie ist schnell und zuverlässig.
Um was geht's in den Manga von Adachi?
Meistens
um romantische Schulgeschichten, das Alltagsleben Jugendlicher, die sportlich
aktiv sind. Oft sind Dreiecksbeziehungen der Dreh- und Angelpunkt der Handlung;
die Rivalitäten in der Liebe und der persönliche Ehrgeiz werden
oft im Sport ausgetragen, in vielen Fällen Baseball.
Das mag ein wenig langweilig klingen, ist es aber überhaupt nicht.
Adachi hat die bemerkenswerte Fähigkeit, seine Personen mit viel Charme
und Witz auszustatten. Sie sind lebendig und ihre Vorlieben und Ängste
sind dem Leser wohl vertraut. Gleichzeitig lässt Adachi als Leser immer
wieder durch die einzelnen Geschichten mit leichter Ironie durchblicken,
dass seine eigene Jugendzeit schon längst hinter ihm liegt.
Eine weitere Besonderheit von Adachis Geschichten ist
der sprachliche Witz, die man in den Dialogen der Personen findet. Sie sind
spritzig und lassen auch oft noch genug für den Leser zum nachdenken
übrig. Die Texte sind auch recht kurz gehalten und meistens in Hiragana,
zur Freude aller Japanischlernenden.
Wer ist Adachi Mitsuru denn überhaupt?
Porträt von einem der ganz grossen Mangakas:
Adachi Mitsuru kommt am 9.11.1951 in Isezaki auf die Welt (in der
Praefektur Gunma, nördlich von Tokyo). Seit klein auf mag Adachi Comics,
und er hegt den Wunsch, wie viele Jungen in seinem Alter ebenfalls, eines
Tages ein Mangaka zu sein. Seit seinem dritten Altersjahr zeichnet er auf
jeden Fetzen Papier, das ihm in die Hände fällt. Sein älterer
Bruder ist ebenfalls ein begeisterter Mangaleser und Zeichner. Mitsuru hilft
später seinem Bruder mit Rasterfolie bei der Fertigstellung mancher
Kurzgeschichten.
In den Fünfziger Jahren taucht ein Mangagenre auf, welches bald Gekika
genannt wird. Es handelt sich dabei um Mangas mit einem recht realistischen,
kruden Zeichenstil und Geschichten, die an ältere Leser gerichtet sind
(im Kontrast zu den werken des frühen Tezuka). Adachi gefallen einige
Werke dieses Genres. Es sind aber die Werke von Nagashima
Shinji und später auch Shoujo Mangas von Kimura
Minori und Yoshino Masako, die ihm dazu bewegen,
ins Mangabuisness einzusteigen. Einen seiner ersten Kurzgeschichten vor
der Laufbahn als Profi zeigt mit seinen rundlichen Characterdesigns allerdings
noch einen starken Einfluss von Tezuka
Osamu auf.
Gamushara, eines von Adachis Frühwerken |
Adachi beginnt seine Laufbahn als Assistent bei Ishii Isami, dessen Zeichenstil ihm gefällt und von dem er sich eine gute technische Grundlagen erhofft. Ishii zeigt seiner Redaktion auch Zeichnungen von Adachi vor, und mit nur 19 Jahren erhaelt Adachi Mitsuru die Möglichkeit, zu einer Kurzgeschichte namens Kieta bakuon ("der verschwundene Explosionsknall") die Zeichnungen zu liefern. Sein Zeichenstil ist hier ganz im Stile der Shounen-Manga der frühen Siebziger Jahre: Die männlichen Charaktere haben alle einen recht stoischen, ernsten Ausdruck, mit den obligatorischen dicken Augenbrauen. Auch die Geschichten sind ernst und handeln oft von tragischen, heldenhaften Geschehnissen & Abenteuern. Adachi sagt heute über sich selbst, dass er zu jener Zeit noch jung und voller naiver Ideale war.
In
den Siebziger Jahren arbeitet Adachi zunächst weiter als Assistent
und liefert hin und wieder die Zeichnungen zu Kurzgeschichten (manche seiner
Frühwerke aus jener Zeit sind mittlerweile erhältlich in Widebans
namens Adachi Mitsuru shoki kessaku shuu).
Die Geschichte stammen aber oft noch von anderen Personen, Adachi liefert
rein die Zeichnungen.
Oira Houkago. Ebenfalls in der Anthologie von Adachis Frühwerken. Langsam setzt sich ein rundlicherer Stil durch. |
Mitte der Siebziger beginnt Adachi allmählich für
Shoujo-Magazine Kurzgeschichten zu liefern. Es sind oft Liebesgeschichten,
die auch mit Sport, bereits hier Baseball, zu tun haben. Gerade um diese
Zeit beginnt Adachi, vermehrt Humor in seinen Geschichten und in seinem
Zeichenstil unterzubringen. Etwa um die 1978 sind in den vers.
Personen die positiv ausstrahlende Nettigkeit zu erkennen, die später
ein Markenzeichen der meisten seiner Hauptfiguren werden. Adachi lässt
auch allmählich stilistische Elemente aus Shoujo-Manga in seinen Zeichenstil
einfliessen: Er zeichnet hin und wieder seine Personen sehr skizzenhaft
und greift auf das bekannte Funkeln der Augen zurück, um so die Emotionen
der Personen mehr Ausdruck zu verleihen. Adachi wird zu einem sehr vielseitigen
Zeichner.Ein Unterschied zu seinen ersten Arbeiten zu
Beginn der Siebziger ist deutlich erkennbar. Um die 1978-80 konzentriert
sich Adachi neben Nine ausschliesslich auf Shoujo-Manga. Er zeichnet
mehr als 10 Kurzgeschichten, die alle auf zwei, drei Nummern eines Shoujo-Mangamagazins
verteilt sind.
Erst
gegen Ende der Siebziger reichen die Angebote aus, um auf reine Kurzgeschichten
zu verzichten und mit längeren Geschichten zu beginnen. Das erste ausschliesslich
aus seiner Feder stammende längere Werk ist Nine,
das im Shounen Magazine von Verlag Shougakukan (dem er bis heute
treu geblieben ist) erscheint. Schon hier spielt die Handlung im Schulmilieu,
in welcher Sportarten eine wichtige Rolle spielen (Schwerpunkt Baseball).
Nine wird Adachis erster richtiger Hit und ebnet den Weg für die nächsten
Erfolge: 1980 folgen der Shoujo-Manga Hiyatari Ryouko und der Shounen-Manga
Miyuki.
In
Hiyatari Ryoukou, das 1980 in der zweiten Ausgabe des Shuukan
Shoujo Comic - Magazin startet, muss ein Mädchen namens Kasumi
erstaunt feststellen, dass ihre Tante, bei welcher sie nun vorübergehend
einzieht, neuerdings ihre Wohnung zu einer WG umgemodelt hat. So wohnen
nun vier Jungs unterschiedlichen Charakters in der selben Wohnung. Das gefällt
Kasumi natürlich nicht gerade!
Hiyatari Ryoukou ist ein sympatischer und witziger
Manga, den Adachi innerhalb eines Jahres zeichnet und zu dem sieben Jahre
später eine TV-Serie produziert wurde. Adachis Zeichenstil ist zu diese
Zeitpunkt noch nicht ausgereift und wirkt mit demjenigen seiner späteren
Werke recht altbacken, doch das ist kein Handycap für die Geschichte
selber, die sehr einfach zu verstehen ist.
Masato erinnert sich an seiner ersten Begegnung mit Miyuki. |
Anders
als Hiyatari Ryoukou richtet sich sein zweiter Manga namens Miyuki
an ein männliches Lesepublikum, beinhaltet doch der Manga weit mehr
erotische Anspielungen und wird aus der Perspektive eines an Mädchen
interessierten Oberschülers erzählt: Die Geschichte handelt um
den Schüler in der Hochschule Wakamatsu Masato, der sowohl in seine
Schulkollegin Miyuki, als auch in seine sexy Halbschwester Miyuki verknallt
ist. Eine Menge schräger Personen fahren ebenfalls auf seine Halbschwester
(die in Wirklichkeit nicht blutsverwandt mit ihm ist) ab. Die Folgen sind
Soap Opera pur, und die Geschichte kommt ohne Sport aus.
Miyuki ist recht erfolgreich; Adachi
führt den Manga weiter, lässt die Charaktere mit den Lesern zusammen
altern und schliesst 1984 die Geschichte mit einem melancholischen Schluss
nach 12 Bänden ab. Miyuki ist besonders denjenigen Lesern zu empfehlen,
die eine romantische und gut erzähle Liebeskomödie ohne Sport
lesen wollen, die Bezug auf die japanische Populärkultur der frühen
Achziger nimmt. Miyuki beginnt Adachi langsam sein Zeichen- und Erzählstil
zu perfektionieren. Die Einflüsse von Shoujo-Manga gehen wieder zurück,
er lässt mehr Platz in den einzelnen Panels frei. Doch es ist vor allem
sein nächstes Werk, Touch, das ihn zur Bekannheit verleiht
und in welchem er als Zeichner Riesenfortschritte erzielen wird.
Minami ist ebenfalls eine erfolgreiche Sportlerin geworden |
Touch,
das er für das Shounen Sunday Magazin 1981 zu zeichnen beginnt,
während er noch Miyuki weiterführt, erzählt zu Beginn die
Geschichte der Zwillinge Kazuya und Tatsuya, die in das gleiche Mädchen
verliebt sind, nämlich ihre langjährige Nachbarin Minami. Doch
während der eine der beiden Zwillinge, Kazuya, ein vorbildhafter Sportler
und Schüler ist, hängt der andere, Tatsuya, faul rum und interessiert
sich bloss für "triviale" Dinge (-->Mädchen). Ein
folgenschwerer Schicksalsschlag ändert die Situation und führt
Tatsuya an die Spitze der Schulmeisterschaften im Baseball.
Touch wird ein Riesenerfolg: Die einzelnen Bände verkaufen sich phänomenal gut und führen dazu, dass Adachi einer der allerersten Mangaka wird, der mit seinen Werken die Schallmauer der 100 Mio. verkauften Taschenbücher durchbricht (1989). Touch wird auch als TV-Serie vermarktet, drei Animefilme werden vom Studio Tack fürs Kino produziert. Das Openingslied ist ein grosser Hit und wird gar im Koushien-Stadion bei den Landesmeisterschaften im Hochschulbaseball gespielt. Wie auch Takahashi Rumikos Urusei Yatsura erhält Adachis Touch ein dem Manga und der Serie gewidmete Spezialausgaben der Shounen Sunday. Noch heute ist Touch in Japan einer der am meisten gelesenen Manga.
Nach dem Abschluss von Touch beginnt
Adachi 1987 mit Rough und Slow Step zwei weitere von Fans
hoch angesehenen Geschichten zu zeichnen.
In
Rough (1987-1989, Shounen Sunday, 11 Bände)
dreht sich die Geschichte um den im Schwimmen spezialisierten Schüler
Keisuke, der Bekanntschaft mit der attraktiven Turmspringerin Ninomiya Ami
macht. Dummerweise hasst Ami ihn wegen einer Familienfehde, die aus Romeo
& Julia entspringen könnte. Mit der Zeit erkennt Ami, dass Keisuke
und dessen Familie gar nicht die grossen Feinde der Ninomiya Familie sind.
Beide beginnen sich zu nähern.
Rough gilt bei Adachi-Fans als der Manga mit den besten Injokes und der
besten Geschichte (neben Jinbee). Adachi mixt hier auf perfekter Art und
Weise sein Können als Geschichtenerzähler und Humorist (auf einem
Filmplakat zum Film Freitag der 13. ist ein Psychopath mit einem Japanmesser
zu sehen. Unten steht geschrieben, "Ich mache Rasterfolie aus dir".
Köstlich!). Mit Schwimmsport verlässt Adachi auch für eine
kurze Weile den Baseball-Sport. Schade, dass zu Rough kein Anime existiert.
In
Slow Step (1987-91, 6 Bände, Flower Comics), das in
der Zeitschrift Ciao erscheint, spielt zur Abwechslung wieder einmal
ein Mädchen die Hauptrolle. Nakazato Minatsu ist ein selbstsicheres
Mädchen und das As der Soft-Baseballmannschaft ihrer Schule. In sie
ist der Schüler Akiba Shuu verliebt, der Clown ihrer Klasse, ein mittelmässiger
Boxer. Minatsu macht Bekanntschaft mit Kadomatsu Naoto, ein hervorragendes
Boxtalent einer anderen Schule. Naoto verlässt bald Japan, will aber
vorher unbedingt herausfinden, wie man jemanden richtig liebt, ja was Liebe
denn wirklich bedeutet. Er trifft auf der Strasse mehrmals eine sogenannte
"Maria Sudou", die niemand geringerer als Minatsu ist. Minatsu
in Verkleidung, denn sie versucht, an einigen Schlägertypen unerkannt
vorbeilzulaufen. So kommt es, dass Minatsu mit beiden Jungs ausgeht und
ständig ihre Identität wechseln muss.
Es ist interessant festzustellen, dass Slow Step, wie auch Hiyatari Ryoukou,
unter der Kategorie der Shoujo-Manga aufgeführt wird. Dies
natürlich, weil die Geschichte fortlaufend in einem Shoujo-Magazin
publiziert wurde. Auf den ersten Blick unterscheidet sich Slow Step allerdings
kaum von den anderen Werken Adachis. Beim Lesen fällt aber mit der
Zeit auf, dass Adachi in Slow Step keinen einzigen Panty-Gag verwendet,
oder seine weiblichen Heldinnen in erotischen Posen zeichnet (siehe als
Bsp. den Vergleich mit seinem älteres Werk Miyuki). Auch ist Minatsu
die bis anhin selbstsicherste weibliche Person in Adachis Schaffen; und
sie ist im Mittelpunkt der Geschichte.
In Slow Step ändert
sich Adachis Zeichenstil erneut ein wenig. Im ersten Band (1987) sind die
Personen noch ein wenig in die Länge gezogen, gegen Ende aber (Band
6: 1991) zeichnet Adachi seine Personen wieder ein wenig rundlicher wie
zu Beginn der Achziger, diesmal allerdings mit einem weit saubereren Strich
und Mut zum Ausnützen der ganzen Fläche mit weniger ablenkenden
Details. Dieser Stil hat sich in den letzten zehn Jahren kaum mehr verändert.
Neben seinen langen Werken begann Adachi Mitte der Achziger auch wieder vermehrt Kurzgeschichten zu zeichnen, die mittlerweile in zwei Sammelbänden namens Short Program und Short Program 2 erschienen sind. Anders als seine früheren Kurzgeschichten richten sich diese an ältere Leser und zeichnen sich alle durch eine gewisse Melancholie aus, die einem die besten Zeiten aus der Schule und dem Studentenleben wieder aufleben lassen.
Short Program: Subilität pur |
So trifft beispielsweise in einer
der Kurzgeschichten ein im Knitten begabter Student bei einem Klassentreffen
seinen Senpai wieder, der wie er selber in dasselbe Mädchen verliebt
war. Mittlerweile mag der reich gewordene Senpai seinen alten Schulfreund
nicht mehr, da er das Herz des Mädchen seiner Schulzeit nicht gewinnen
konnte. Sie ist auch während des Treffens anwesend und trägt ein
von ihm früher einmal geknittener Schal. Dem Studenten geht dann ein
Licht auf. Sie war schon immer in ihn verliebt gewesen. Das Ganze auf keine
vierzig Seiten erzählt mit einer selten gelesenen Subtilität.
Einzelne Kapitel von Short Programm sind
auch in der englischen Animezeitschrift Animerica erschienen und
mittlerweile in einem Sammelband von Viz erhältlich. Ein Blick
in diese Kurzgeschichten lohnt sich absolut.
Nach
Slow Step entscheidet sich Adachi, für einmal dem Alltagsleben der
heutigen Jugend den Rücken zu kehren und sich einer Abenteuergeschichte
zu widmen. Er beginnt 1991, Nijiiro Tougarashi (die regenbogenfarbene
Pfefferschote) für die Zeitschrift Shounen Sunday zu zeichnen, eine
Mischung aus Abenteuer und adachi-typischen Klamauk. Die Handlung spielt
in der Mitte des 19.Jahrhunderts, kurz nach der Öffnung des Landes
durch den Amerikaner Commodore Perry. Es kommen allerdings einige anachronistische
Elemente vor wie ein kleiner Junge, der gerne Roboter bastelt und andere
moderne technische Errungenschaften entwirft.
Nach Nijiiro Tougarashi beginnt Adachi mit seinem bisher
längsten Werk: H2 (1993-2000, Shounen Sunday,
38 Bände).
H2
handelt ähnlich wie Touch vom Alltagsleben Jugendlicher, die im Baseball
brillieren. Anders als bei Touch findet man bei H2 allerdings nicht zwei
Hauptpersonen, sondern gleich deren vier: Die Sportasse Kunimi Hiro, Haruka,
Hiroko und Hideo.
Hideo und sein Kumpel aus der Junior High Noda, schreiben sich in die Shiritsu
Senkawa Koutou Gakkkou ("Private Oberschule Senkawa") ein, eine
Mittelschule ohne Baseballklub. Dies obwohl beide absolute Baseballcracks
sind und in ihrer alten Schule die Baseballmannschaft gleich zweimal hintereinander
zum Junior High-Landesmeister geführt haben. Ein Arzt hat beide gewarnt,
dass sie einen irreparablen Armschaden (Hiro) bzw. einen Hüftschaden
(Noda) kriegen würden, falls sie weiter Baseball treiben würden.
Es stellt sich später heraus, dass der Arzt ein Schwindler war.
In der Zwischenzeit sind beide nun aus diesem Grund in der neuen Schule
und versuchen sich mit einer neuen Sportart: Hiro schreibt sich im Fussballklub
ein und muss feststellen, dass die älteren Mitglieder ziemlich arrogant
sind. Sie glauben den anderen Sportklubs in ihrer sportlichen Leistung haushoch
überlegen zu sein und fordern gar die armen Mitglieder der "Verein
für Baseball-Liebhaber" zu einem Baseballmatch heraus. Die liebenswerte
und etwas schusselige Haruka ist die Betreuerin der Verein, dem der Status
eines richtigen Klubs noch nicht zugebilligt wurde.
Mitten im Match wechseln Hiro und Noda vom arroganten Fussballklub zu dem
sich arg in Nöten befindenen Verein und sorgen damit für einen
neuen Aufwind, der den Verein sehr weit bringen wird. Das ehrgeizige Ziel
von Hiro ist es, am Koushien-Turnier teilzunehmen, dem grossen nationalen
Sportereignis in welchem der Landesmeister der Mittelschulen erkoren wird.
Doch auch ausserhalb der Spielfeldes passieren viele Dinge. So befreundet
sich Hiro mit Haruka, die zufälligerweise auch die Tochter des Arbeitgebers
von Hiros Vater ist. Und Hiros bester Freund Hideo, der Baseball-Ass einer
anderen Schulmannschaft, möchte am liebsten Hiro als Schlussgegner
im Koushien-Turnier haben. Und zu wem steht eigentlich Hiroko, Hiros langjährige
Bekannte und aktuelle Freundin von Hideo: Zu Hideo oder vielleicht insgeheim
zu Hiro? Und wie wird sich ihre mögliche Zuneigung für Hiro auf
die sich anbahnende Beziehung zwischen Hiro und Haruka auswirken? Einmal
mehr Fragen über Fragen, die einem den Schlaf rauben können :-)
H2 wird sehr erfolgreich und demonstriert einmal
mehr Adachis Können als Erzähler von Geschichten, deren Handlung
sich vor allem im Alltagsleben heutiger Jugendlicher abspielt, auch wenn
sich hier das Schema langsam abzunützen droht. Wohl aus diesem Grund
entscheidet sich Adachi nach dem Ende von H2 mit Itsumo Misora
für eine Geschichte, in der wieder ein Mädchen die Protagonistin
ist und Sport wieder nebensächlich wird.
In
Itsumo Misora ("immer Misora") macht die selbstsichere
Sakajou Misora bei ihrem 13. Geburtstag eine erstaunliche Entdeckung: Sie
ist ein Esper, ein Mensch mit übersinnlichen Kräften. Durch Zufall
entdeckt sie ihre telekinesischen Fähigkeiten. Ein alten sprechender
Kater klärt sie auf: In ihrer Grundschule habe sie bei einem Schulausflug
zusammen mit ihren beiden anderen Freunden Ryuudou und Shirou und einem
Trio von Widersachern ein Pergament aus einem brennenden Schrein gerettet.
Als Dank soll die Gottheit des Schreines den Kindern ein besonderes Geschenk
für ihren 13. Geburtstag versprochen haben. Da die Kinder während
des Einschlags eines zweiten Feuerwerkkörpers ohnmächtig wurden,
haben sie den Vorfall im nachhinein vergessen. Doch allmählich beginnt
jeder Einzelne von ihnen seine ihm besondere Gabe zu entdecken.
Misora hat sich mit den anderen zusammen in einem Klub für Austauschsportler
eingeschrieben. Da die einzelnen Sportklubs der Schule zuwenig Schüler
haben, springen die Mitglieder des Klubs für Austauschsportler in die
Bresche und helfen so jedem Klub. Die neuerworbenen Fähigkeiten der
Helden werden sich bezahlt machen. Misora ihrerseits wird für ihr Talent
als Schauspielerin von einem Manager entdeckt und soll die Stunts einer
gleichaltrigen Idol (jap. Schauspiel- und Sängertalent) übernehmen.
Misora nimmt den Auftrag an. Ihr verstorbener Vater war bereits ein berühmter
Schauspieler (oder beinahe: Er hatte bloss einen sekundenlangen Auftritt
als Schurke in einem Samuraifilm, doch Misoras Mutter schwärmt immer
wieder davon). Durch ihre Nebenarbeit als Stuntfrau kommt sie einem Star
und dessen Bruder auf die Schliche, die nicht davor scheuen, ihre Esperfähigkeiten
einzusetzen um andere Leute zu verletzen.
Die Handlung von Itsumo Misora hört sich nicht nur konfus an, sie ist
es auch ein bisschen. Ohne einen richtigen roten Faden zu haben, geht die
Geschichte auch bereits nach nur 5 Bänden wieder zu Ende. Nichtsdesto
trotz macht auch dieser Manga von Adachi eine Heidenspass. Die Geschichte
mit ihrer Mischung aus Comedy und Mystery soll zu keinem Zeitpunkt wirklich
ernst genommen werden.
Kurz nach dem Ende hat Adachi bereits
wieder mit einer neuen Geschichte begonnen: Katsu!
Mit
Katsu! widmet sich Adachi neben einer sich anbahnenden
Romanze zwischen zweier Jugendlichen der Sportart, die er bereits in Touch
und Slow Step thematisiert hat: Dem Boxen.
Der
fünfzehnjährige Schüler Katsuki Satoyama schreibt sich in
den Boxklub Mizutani ein. Dies weil er erfahren hat, dass sie dem Vater
von Katsuki Mizutani (gleicher Vorname, aber andere Schriftzeichen) gehört.
Katsuki Mizutani ist die hübsche und starke Schülerin in der Klasse
von Katsuki, für die er sich interessiert. Dummerweise erfährt
er kurz nach seinem Beitritt in den Klub, dass Katsuki Boxen hasst, und
das obwohl sie eine begnadete Boxerin ist. Wird Katsuki ihr seinen Beitritt
in den Boxklub verheimlichen können? Konflikte sind vorprogrammiert.
Auch hier bleibt Adachi seinem Stil treu, mit dem er bisher grosse Erfolge
errungen hat. Die Zukunft wird zeigen, ob Katsu! ein längeres Werk
wird oder bereits nach wenigen Bänden zu einem Abschluss kommt.