Chikyû Misaki
Autor:
Iwahara Yûji
Verlag: Kadokawa Shouten
Bände: 3
Jahr: 2001-02
Zeitschrift: Shounen Ace
Stichworte: Abenteuer, Action, Fantasy
Chikyû Misaki ("Erde Misaki") ist ein sehr interessanter Abenteuer-Manga mit einem eigenwilligen Zeichenstil.
Die vierzehnjährige Makishima Misaki zieht mit ihrem Vater, ein Wissenschaftler nach Hohoro, einer kleinen Stadt in Hokkaido. Sie ziehen in das Haus, in welchem Misakis verstorbene Mutter ihre Kindheit verbracht hatte. Gleich bei der Ankunft in ihrer neuen Bleibe macht Misaki Bekanntschaft mit der attraktiven Rechtsanwältin Nishioka Aoi, die ein enges Verhältnis zu Vater Makishima zu pflegen scheint, ein nach Misakis Geschmack eindeutig zu enges Verhältnis.
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Das Städchen Hohoro liegt an einem Kratersee, in welchem angeblich ein Ungeheuer haust, welches Nessie ähneln soll. Das erklärt Misakis neue Freundin Ôkouchi Sanae, mit welcher sie gleich am ersten Schultag Bekanntschaft macht. "Hohopo" soll das Nessie heissen. Auf dem Weg nach Hause fallen Hohopo-Plüschtiere vom Himmel; eines trifft Misaki am Kopf. Verärgert macht sie sich auf die Suche nach dem vermeintlichen Lausbub, der aus dem Gebüsch auf beide Mädchen zielt. Gerade auf der Suche rutscht Misaki einen Schneehang hinunter und fällt beinahe in den eiskalten See; in letzter Sekunde wird sie von Hohopo höchstpersönlich gerettet. Misaki und Sanae können ihren Augen nicht trauen: Hohopo ist nicht bloss ein reines Gerücht. Nein, es gibt die Kreatur wirklich, und es ist sehr anhänglich und scheint besonders Misaki zu mögen. Als beide Mädchen sich dann von Hohopo verabschieden wollen, kommt es noch zu einer sehr bizarren Begebenheit: Hohopo küsst blitzschnell Misaki und verwandelt sich in einen kleinen Jungen mit blonden Haaren. Misaki und Sanae sind noch mehr verwirrt. Wie ist denn das nur möglich?
Misaki stellt den Jungen gleich
als Vaters angeblich unehelicher Sohn vor. |
Die beiden Mädchen beschliessen, den Jungen/die Kreatur
zu adoptieren. Wohnen soll der Junge nun bei Misaki; Sanae hat bereits kleine
Geschwister und schenkt dem "schnuggeligen" Jungen (Zitat von
Sanae) einige Kleider. Bei sich zu Hause trifft Misaki auf ihren Vater,
der mit der Anwältin Aoi sich gerade den Film Matrix anschaut. Als
Aoi fragt, wer denn der Junge sei, antwortet ihr Misaki, es würde sich
um ein uneheliches Kind von Vater handeln, während eines Aufenthaltes
in einem Flüchtlingslager in Sarajevo erzeugt. Natürlich sagt
Misaki dies bloss, um Aoi zu schockieren (sehr zu Beunruhigung ihres Vaters),
doch sie ignoriert die etwas gar phantasievolle Ausrede Misakis und fragt
gleich nach dem Namen des Jungen. Misaki gerät ins Schwitzen, hat dann
aber doch eine Lösung bereit: Neo würde der Kleine
heissen ...
Und so kommt es, dass Neo ab diesem Tag bei Misaki wohnt. Den Kleinen zu
unterhalten ist für Misaki und Sanae ein ganz schön schwieriger
Job: Neo denkt immer noch wie Hohopo, also wie ein Tier: Beide sind eins
miteinander. Deshalb kann Neo auch nicht sprechen, und stubenrein ist er
erst recht nicht. Vater Makishima und Nishioka Aoi vermuten, dass mit dem
Jungen was nicht stimmt, fragen aber zunächst Misaki nicht nach der
genauen Herkunft des jungen Blondschopfes.
Tokuko
entdeckt die schrecklichen Wahrheit: Sie wurde von ihrer eigenen Klavierlehrerin
gekidnappt. |
Mit Chikyû Misaki präsentiert
der Zeichner Iwahara Yûji sein dritter Manga, der
wie die beiden anderen ebenfalls in der Zeitschrift Gekkan Shônen
Ace (bekannt u.a. für Sadamotos Evangelion) als Fortsetzungsgeschichte
erschienen ist.
Iwahara hat die Begabung, sehr durchdachte und spannende Abenteuergeschichten
dem Leser auf erfrischende Art und weise zu präsentieren. Dabei spielt
Iwaharas Zeichenstil eine grosse Rolle: Er verzichtet auf
eine starke Schattierung seiner Personen und Hintergründe, gebraucht
wenige Screentones und bevorzugt grosse Flächen mit schwarzer Tusche,
was sein Stil in die Nähe desjenigen eines Ariga Hitoshi (The Big O)
rückt und beinahe an einem "Film Noir" als Manga erinnern.
Gleichzeitig beinhaltet Iwaharas Stil eine Art Dynamik in der Linienführung,
die an Zeichner wie Ashinano Hitoshi (Yokohama Kaidahshi Kikou) erinnern,
sein Stil eher in eine Richtung des "Cartoon" rückt.
Dieser interessante Mix und die abenteuerliche Geschichte, die sich hervorragend
für einen spannenden Film aus dem Hause Hollywood eignen würde,
machen Chikyû Misaki unbedingt für all diejenigen Leser zum Geheimtipp,
die für Neues immer aufgeschlossen sind und bereits ein gewisses Mass
an Japanisch beherrschen (zwar erscheint der Manga im Gekkan Shounen Ace,
aber trotz des Namens des Magazins handelt es sich bei Chikkyû Misaki
nicht um einen traditionellen Shounen-Manga, sondern eher um eine Abentuergeschichte
für ältere Leser, die was Neues suchen. Demzufolge sind hier praktisch
keine Furigana zu finden).
Text©Yaniv
Tempelman (April 2002)
Letzte Änderung: 08.09.2002