Alien 9

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Autor: Tomizawa Hitoshi
Verlag: Akita Shouten
Bände: 3
Jahr: 1999
Zeitschrift: Young Champion

Stichworte: Horror, Science Fiction, Action

ISBN4-253-14607-4 (03.10.1999)
ISBN4-253-14608-2 (07.10.1999)
ISBN4-253-14609-0 (10.12.1999)

Die Erde im Jahr 2015. Auf dem Grundstück einer japanischen Grundschule ist vor einiger Zeit ein pflanzenähnliches Raumschiff gelandet, aus welchem hin und wieder eigenartige Geschöpfe herauskommen. In dieser Grundschule gibt es in der sechsten Klasse die Möglichkeit, mit der "Versus Alien"-Pflicht betraut zu werden. Die Auserwählten haben das Privileg, bei Notfällen (= Aliens fangen) den Unterricht ausfallen lassen zu dürfen. Zudem sind sie für die Pflege der verschiedenen Aliensorten verantwortlich. Die Anforderungen im Klub sind aber hoch; nicht jeder ist ihnen gewachsen. Viele Mädchen schaudern beim Gedanken, schleimige Aliens fangen und pflegen zu müssen. Besonders die elfjährige Schülerin Ôtani Yuri. Nichts ist für sie schrecklicher als Aliens anzufassen. Und ausrechnet sie wird mit der Pflicht des Alien-Einfangens betraut.

Die ängstliche Yuri teilt sich die Pflicht mit zwei weiteren Mädchen, mit der Leaderin Kawamura Kumi und der multitalentierten Tomomi Kasumi. Die Ausrüstung zum Einfangen von Aliens besteht aus Fangnetzen, einem Paar Rollerblades samt Knie- und Handgelenkschoner, einer Betäbungspistole (für schwere Fälle), einem Turnanzug und einem "Borg". Borgs sind Aliens, die wie eine Kreuzung aus einer Mütze und einem Frosch aussehen, mit grossen Flügeln und einer langen Zunge ausgestattet sind und einen Wirt zum Überleben brauchen, in diesem Fall die drei Mädchen. Ein Borg wird auf den Kopf getragen, er kommuniziert mittels Gedankenübertragung mit seinem Wirt und schützt ihn mit seinen Flügeln und drahtförmigen Auswüchsen vor Gefahren. Der Gast stellt im Gegenzug dem Borg Porenschmutz zu Verfügung, die für die Borgs nötige Nahrung.
Die Arbeit erweist sich für Yuri schwerer als zu Beginn ihre Kolleginnen und die Lehrerin Hisagawa Megumi vermutet haben. Yuri fehlt es an Selbstvertrauen. Sie überlässt das Einfangen der Aliens lieber Kumi und Kasumi, die mit viel Elan ihre Pflicht ausführen, besonders Kasumi, die am Einfangen der Aliens viel Spass hat. Doch nicht immer läuft alles wie am Schnürchen: Ein schwerer Vorfall ereignet sich, und von da an ändert sich einiges für das Leben der drei Mädchen.
Was verbirgt sich hinter dem Verschmelzen eines Borgs mit seinem Wirt? Was verschweigt die Lehrerin den Mädchen eigentlich? Fragen über Fragen ...

Die Handlung von Alien 9 hört sich wie der Plot von beinahe unzähligen Science Fiction Action-Komödien in Anime und Mangaform, also nichts Neues. Der Zeichner Tomizawa Hitoshi versteht es aber, seinen Geschichten einen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken. Seiner Phantasie entspringen ziemlich bizarre Geschöpfe, deren Absichten zunächst dem Leser unklar sind. Sind z.B. die Aliens eigentlich Feinde, die ganz bewusst Menschen angreifen und sie vernichten wollen, oder sind es ganz normale Geschöpfe, die nichts anderes als eine Art natürliche parasitäre Funktion haben?
Auch der verwendete Zeichen- und Erzählstil in Alien 9 ist recht ungewöhnlich: Die Characterdesigns zeichnen sich durch recht flache Gesichter, grosse runde Ohren und weit auseinanderliegenden Augen aus; die Aliens sind ziemlich detailiert dargestellt.
Tomizawas Erzählstil ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig: Er verwendet praktisch keine Geschwindigkeit- und Bewegungslinien. Ein Geschehen in einer Actionszene kann sich zudem auf mehreren Seiten hindurchziehen, oder sich auch nur auf einer Seite beschränken, je nach Tomizawas Gefallen. Eine Unterscheidung zwischen ruhigen Szenen und solchen mit Action wird dadurch erschwert ,was wohl gewollt ist, denn daraus resultiert eine dem Manga ganz eigene Atmosphäre, bei der alles mit einem gemächlichen Tempo voranschreitet und trotzdem einem Höhepunkt nach dem anderen zusteuert. Alles in Allem ein recht empfehlenswerter Manga.

Neben Science Fiction und Abenteuer, enthält Alien 9 auch gewisse Schockmomente, die aus einem Splatterfilm entstammen könnten. Das ist wohl auch der Grund, weshalb Alien 9 in keinem reinen Shounen-Magazin publiziert wurde, sondern von Anfang an im Magazin "Young Champion Comics", einem Magazin, das an ältere Jugendliche und Erwachsene gerichtet ist (lässt euch vom Namen nicht täuschen). Milk Closet, Tomizawa Hitoshis neuester Titel, beinhaltet noch mehr bizarre Fantasy und Horrorelemente, was zur Folge hat, dass der Manga in Koudanshas bekannten "Afternoon" publiziert wird, einer Experimenten gegenüber recht offenen Zeitschrift.

Trotz der recht ungewöhnlichen Elementen in Alien 9, produziert Bandai Visual momentan eine 4 teilige OAV, mit den Studios J.C.Staff und Genco (und der Hilfe vieler anderer Studios, u.a. Gainax). Teil 1 ist Ende Juni herausgekommen. Die Handlung richtet sich ziemlich nahe am ersten Band des Manga, die eigenartige Atmosphäre ist bisher erfolgreich umgesetzt worden. Die Animation ist für eine OAV in Ordnung, die Character- und Monsterdesigns weisen feine Linien auf. Die Kolorierung erfolgte per Software, was zur Folge hat, dass die Designs sehr sauber wirken. Die Hintergründe sind sehr hübsch ausgefallen uns steuern einiges zur Gesamtqualität der OAV bei. Zudem wurde das Studio I.G. Production mit einigen Computer-Spezialeffekten betraut. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die OAVs in den Staaten auf DVD erscheinen werden.

Nachtrag

Mittlerweile sind alle 4 OAVs in Japan rausgekommen. Die Qualität ist auf dem gleichen hohen Niveau geblieben wie Teil 1. Nur kommt die Geschichte mit OAV 4 zu keinem richtigen Abschluss und zeigt andeutungsweise Szenen aus dem Manga; man wird als Zuschauer also beinahe "im Stich gelassen". Man darf annehmen, dass hiermit die Zuschauer auch zum Lesen der Mangas angeregt werden sollen.
der offene Schluss mag auch ein Grund dafür sein, dass bisher keine US-Firma für die Rechte der OAVs Interesse gezeigt hat. Nur Central Park Media hat bei der Anime Expo 2002 den Manga für nächstes Jahr angekündigt. Ein Zeichen dafür, dass sie auch die OAVs bringen werden? Wer weiss ...

Bilder©Tomizawa Hitoshi/Akita Shoten
Text: Yaniv Tempelman (Juni 2001)
Letztes Update: November 2002