Nanako SOS

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Autor: Azuma Hideo
Verlag: Magazine House
Reihe: MAG Comics
Bände: 5
Jahr: 1980-83
Zeitschrift: GanGan Wing

Stichworte: Comedy, Gag, Anarchie, Science Fiction

ISBN4-8387-0777-0
ISBN4-8387-0778-9
ISBN4-8387-0787-8
ISBN4-8387-0790-8
ISBN4-8387-0791-6

Mit Nanako erschuf Azuma Hideo die Heldin eines waschechten Gag-Manga für Otakus, und das bereits zu Beginn der Achziger Jahre.

Nanako, das Schulmädchen mit den Superkräften

Nanako ist die junge Heldin des mehr als bizarren Mangas mit dem gleichnamigen Titel von Hideo Azuma. Sie hat übermenschliche Kräfte, kann fliegen und ist eine Art Superwoman in Schuluniform. Trotz ihrer großen Kraft hat Nanako aber kaum Selbsvertrauen,ist unterwürfig (bis zum geht nicht mehr) und versucht es allen recht zu machen. Ihr zur Seite stehen der möchtegern Mangaka und Schüler Hiroshi Iidabashi und der geniale aber etwas gemeine Schüler Yotsuya, der Nanakos Kräfte entdeckt hat und sie auch für die richtigen Zwecke einsetzen will (sprich für eigennützige Zwecke). So kommt es, dass Nanako jedem hilft, der in irgendeiner Weise in der Klemme steckt: Seien es den Bürgern ihrer Stadt, die von Monstern oder Robotern verschiedensten Varianten bedroht werden (oft von einem gewissen Dr.Ishikawa losgeschickt), oder irgendwelchen Fantasiewesen, die durch ein Missgeschick auf die Erde landen und nicht mehr zu ihren Parallelwelten zurückkehren können.


So viel zum Inhalt, den ich kaum zusammenfassen kann. Es geschieht in Nanako SOS dermassen viel und paradoxerweise dermassen wenig, dass jeglicher Versuch, eine Zusammenfassung der 5 Bände zu liefern,von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist.
Bei Nanako SOS handelt es sich nicht um eine fortführende Handlung, sondern um kurze Kapiteln, in welchen immer besondere Ereignisse stattfinden wie z.B. das Auftauchen eines ganz eigenartigen Geschöpfs mit einem noch seltsameren Verhalten, das eine Bedrohung für die Menschen sein kann oder auch nicht. Und hier haben wir schon zu 80% den in den Kurzgeschichten zugrundeliegenden Plot. Das Originelle an Nanako SOS ist allerdings die verrückte Fantasie des Zeichners Azuma Hideo, der ständig neue Geschöpfe und Kuriositäten kreiert und mit seinem eigenen Humor dem Manga seine ganz persönliche Note gibt.

Yotsuya führt Hiroshi vor, was er alles mit dem Supergirl Nanako anfangen kann ...

Der 1951 in Hokkaido geborene Autor Azuma Hideo ist besonders für seine verrückten Science Fiction Mangas der Siebziger und frühen Achziger bekannt, die oft mit Anspielungen auf Sexualität und Skatologie durchsetzt sind. Er war in jener Zeit ungeheurer produktiv und zeichnete Kurzgeschichten für verschiedene Zeitschriften gleichzeitig. Mitte der Achziger tauchte er plötzlich unter und zeichnet wieder seit Mitte der Neunziger sporadisch für unbekanntere Manga-magazine.
Nanako SOS erschien zuerst von 1980-81 in der Zeitschrift "Popcorn" und wurde dann 1981-85 in "Just Comics" weitergeführt. Die Anthologien von Nanakos Kurzgeschichten wurden Mitte der Neunziger neu aufgelegt. 1983 produzierte das nun nicht mehr existierenende Zeichentrickstudio "Kokusai Eigasha" eine -Folge TV Serie, die auch in Italien und Frankreich unter dem Namen "Supernana" ausgestrahlt wurde (die in Italien oftmals ausgetrahlte Serie "Pollyon" basiert auch auf einem seiner Mangas).

 

Azumas Mangawelten, in welchem Raum und Zeit ihre eigenen Gesetze zu haben scheinen, sind bevölkert von unzähligen grotesken Monstern und sonstigen Geschöpfen, von verrückten & hässlichen Knobelmännchen und last but not least .... von niedlichen Mädchen und Frauen. Gerade die subversiven Witze und Anspielungen auf Sexualität fallen in Azuma Hideos Universum stark auf. Nanako SOS gehört noch zu seinen harmlosesten Werken. So fragt etwa ein Vater bei einem Schulfest beim Anblick von Nanako, die eine Lunchbox zur Verpflegung der teilnehmenden Eltern mitbringt, ob er das essen dürfe; und während er das fragt, zieht er sich bis auf die Unterhosen aus und versucht sich prombt an Nanako zu vergehen. Es ist dem Leser freigestellt,ob er mit dieser Art Humor was anfangen kann.
Azuma Hideo gilt desweiteren mit manchen seiner erotischen Kurzgeschichten für Pornomagazine zu Beginn der Achziger als Wegbereiter des Lolicon-Booms, die dann im Laufe der Achziger die eher realistischen Pornomangas der Siebziger abzulösen begannen.

Nanako trifft auf ein Unterwasser-Wesen

Der Zeichenstil von Azuma Hideo wirkt recht klassisch und auch cartoonmässig, dies neben seinem Strich vor allem auch wegen seinem Rückgriff auf bizarre Knobelmännchen und den immer wiederkehrenden Grundfiguren wie das Autoporträt von Azuma H. höchspersönlich (ein Starsystem). Elemente, die einem an Osamu Tezukas Werke erinnern. Das ist kein Zufall, denn Azuma Hideo war in seiner Kindheit und Jugend ein eifriger Leser der Mangas von Osamu Tezuka und Shôtarô Ishi(no)mori. Man spürt vor allem in seinen stereotypen aber niedlichen Frauenfiguren den Einfluss des Manga no kamisama.

pictures©Azuma Hideo/Magazin House

Text:Y.Tempelman, Feb.2001
last update: Juni 2003