File
Autor: Azuma Hideo
Verlag: Magazine House
Reihe: MAG Comics
Bände: 5
Jahr: 1980-83
Zeitschrift: GanGan Wing
Mit Nanako erschuf Azuma Hideo die Heldin eines waschechten Gag-Manga für Otakus, und das bereits zu Beginn der Achziger Jahre.
Nanako,
das Schulmädchen mit den Superkräften |
Nanako ist die junge Heldin des mehr als bizarren Mangas mit dem gleichnamigen Titel von Hideo Azuma. Sie hat übermenschliche Kräfte, kann fliegen und ist eine Art Superwoman in Schuluniform. Trotz ihrer großen Kraft hat Nanako aber kaum Selbsvertrauen,ist unterwürfig (bis zum geht nicht mehr) und versucht es allen recht zu machen. Ihr zur Seite stehen der möchtegern Mangaka und Schüler Hiroshi Iidabashi und der geniale aber etwas gemeine Schüler Yotsuya, der Nanakos Kräfte entdeckt hat und sie auch für die richtigen Zwecke einsetzen will (sprich für eigennützige Zwecke). So kommt es, dass Nanako jedem hilft, der in irgendeiner Weise in der Klemme steckt: Seien es den Bürgern ihrer Stadt, die von Monstern oder Robotern verschiedensten Varianten bedroht werden (oft von einem gewissen Dr.Ishikawa losgeschickt), oder irgendwelchen Fantasiewesen, die durch ein Missgeschick auf die Erde landen und nicht mehr zu ihren Parallelwelten zurückkehren können.
So viel zum Inhalt, den ich kaum
zusammenfassen kann. Es geschieht in Nanako SOS dermassen viel und paradoxerweise
dermassen wenig, dass jeglicher Versuch, eine Zusammenfassung der 5 Bände
zu liefern,von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist.
Bei Nanako SOS handelt es sich nicht um eine fortführende Handlung, sondern
um kurze Kapiteln, in welchen immer besondere Ereignisse stattfinden wie z.B.
das Auftauchen eines ganz eigenartigen Geschöpfs mit einem noch seltsameren
Verhalten, das eine Bedrohung für die Menschen sein kann oder auch nicht.
Und hier haben wir schon zu 80% den in den Kurzgeschichten zugrundeliegenden
Plot. Das Originelle an Nanako SOS ist allerdings die verrückte Fantasie
des Zeichners Azuma Hideo, der ständig neue Geschöpfe und Kuriositäten
kreiert und mit seinem eigenen Humor dem Manga seine ganz persönliche
Note gibt.
Yotsuya
führt Hiroshi vor, was er alles mit dem Supergirl Nanako anfangen
kann ... |
Der 1951
in Hokkaido geborene Autor Azuma Hideo ist besonders für
seine verrückten Science Fiction Mangas der Siebziger und frühen
Achziger bekannt, die oft mit Anspielungen auf Sexualität und Skatologie
durchsetzt sind. Er war in jener Zeit ungeheurer produktiv und zeichnete Kurzgeschichten
für verschiedene Zeitschriften gleichzeitig. Mitte der Achziger tauchte
er plötzlich unter und zeichnet wieder seit Mitte der Neunziger sporadisch
für unbekanntere Manga-magazine.
Nanako SOS erschien zuerst von 1980-81 in der Zeitschrift
"Popcorn" und wurde dann 1981-85 in "Just Comics" weitergeführt. Die
Anthologien von Nanakos Kurzgeschichten wurden Mitte der Neunziger neu aufgelegt.
1983 produzierte das nun nicht mehr existierenende Zeichentrickstudio "Kokusai
Eigasha" eine -Folge TV Serie, die auch in Italien und Frankreich unter dem
Namen "Supernana" ausgestrahlt wurde (die in Italien oftmals ausgetrahlte
Serie "Pollyon" basiert auch auf einem seiner Mangas).
Azumas
Mangawelten, in welchem Raum und Zeit ihre eigenen Gesetze zu haben
scheinen, sind bevölkert von unzähligen grotesken Monstern und sonstigen
Geschöpfen, von verrückten & hässlichen Knobelmännchen
und last but not least .... von niedlichen Mädchen und Frauen.
Gerade die subversiven Witze und Anspielungen auf Sexualität fallen in
Azuma Hideos Universum stark auf. Nanako SOS gehört noch zu seinen harmlosesten
Werken. So fragt etwa ein Vater bei einem Schulfest beim Anblick von Nanako,
die eine Lunchbox zur Verpflegung der teilnehmenden Eltern mitbringt, ob er
das essen dürfe; und während er das fragt, zieht er sich bis auf
die Unterhosen aus und versucht sich prombt an Nanako zu vergehen. Es ist
dem Leser freigestellt,ob er mit dieser Art Humor was anfangen kann.
Azuma Hideo gilt desweiteren mit manchen seiner erotischen Kurzgeschichten
für Pornomagazine zu Beginn der Achziger als Wegbereiter des
Lolicon-Booms, die dann im Laufe der Achziger die eher realistischen
Pornomangas der Siebziger abzulösen begannen.
Nanako
trifft auf ein Unterwasser-Wesen |
Der Zeichenstil von Azuma Hideo wirkt recht klassisch und auch cartoonmässig, dies neben seinem Strich vor allem auch wegen seinem Rückgriff auf bizarre Knobelmännchen und den immer wiederkehrenden Grundfiguren wie das Autoporträt von Azuma H. höchspersönlich (ein Starsystem). Elemente, die einem an Osamu Tezukas Werke erinnern. Das ist kein Zufall, denn Azuma Hideo war in seiner Kindheit und Jugend ein eifriger Leser der Mangas von Osamu Tezuka und Shôtarô Ishi(no)mori. Man spürt vor allem in seinen stereotypen aber niedlichen Frauenfiguren den Einfluss des Manga no kamisama.
pictures©Azuma Hideo/Magazin House
Text:Y.Tempelman, Feb.2001
last update: Juni 2003