20.05.1981 |
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20.03.1982 |
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20.07.1982 |
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17.12.1982 |
20.03.1983 |
18.05.1983 |
18.07.1983 |
18.10.1983 |
18.01.1984 |
17.03.1984 |
12.11.1982 |
1999 Bunko |
"Die - totale - Befriedigung!" ©Shunsuke |
Das Leben von Shunsuke Aoba verlief bisher in ganz normalen Bahnen. Mit vierzehn tritt er in die 2.Stufe der Sunshine Mittelschule ein. Er erfreut sich bester Gesundheit, ist bärenstark, sehr selbstsicher, isst immer für drei und fühlt sich als einsamer Wolf wohl. Unser Shunsuke ist trotz seiner kleinen Grösse (manchmal wird er für einen Grundschüler gehalten) nämlich ein echter Macho, ein Draufgänger der weiss, wann er zuschlagen muss (im wahrsten Sinne des Wortes), oder einfach in Ruhe gelassen werden will. Die anderen Jungs bewundern ihn heimlich, viele Mädchen halten ihn hingegen für grob und unsensibel.
Hoppla, Elle ist ja etwas gar gross für Shunsuke. |
Mit dem Eintritt in seine neuen Schule macht Shunsuke
sogleich Bekanntschaft mit dem Mädchen Natsumi Asaoka,
dem heimlichen Idol der ganzen Schule. Sie verliebt sich sogleich in Shunsuke.
Ihm ist das Ganze zunächst recht lästig und irgendwie auch peinlich.
Natsumi, die den Spitznamen Elle trägt, ist nämlich
so gross wie sie überdurchschnittlich anhänglich ist, und das macht
sich neben einem so kleingewachsenen harten Mann nicht so gut. Egal wie laut
er protestiert und den Macho raushängt, die liebliche Elle vertraut ihm
hundertprozentig und weiss genau, was er braucht und dass er im Grunde genommen
ein lieber Kerl ist.
Shunsuke und Elle erleben zusammen viele Abenteuer und Gefahren, welche ihre
Liebe immer von Neuem auf die Probe stellen. So macht Shunsuke zum Beispiel
gleich in den ersten Tagen Bekanntschaft mit Tekkin ("Eisengesicht"),
seinem strengen und brutalen Mathe-Lehrer. Shunsuke ist sich der von Tekkin
ausgehenden Gefahr nicht bewusst, als er ihn vor der ganzen Klasse mit Nachdruck
und halb scherzend auffordert, ihm irrtümlich vorenthaltene 2 Punkten
beim letzten Test gutzuheissen. Der stolze und von allen gefürchtete
Tekkin mag es gar nicht , blamiert zu werden. In einer anderen Episode versucht
Shunsuke als Repräsentant der Jungen eine Statue im Besitz der Mädchen
wegzunehmen. Wer die Statue erobert, erhält das Recht, die Regeln des
jeweiligen Mädchen- und Jungenpensionats zu bestimmen. Die Mädchen
stellen Shunsuke recht fiese Fallen, und Elle macht sich ernsthafte Sorgen
um ihn.
Handschellen werden für Elle und Shunsuke zum Verhängnis |
Waren in den Siebzigerjahren noch Sportmangas und Abenteuergeschichten mit
sich aufopfernde Helden sehr beliebt, änderten sich zu Beginn der Achzigerjahren
die Geschmäcker der Leser. Der materialistische Wohlstand hatte zur Folge,
dass sich die Leser mehr Geschichten zum entspannen und zum träumen wünschten.
Im Bereich der Shounen Manga schlug der Boom der Love Comedies ein.
The Kabocha Wine (Der Kürbiswein) von Mitsuru
Miura, der im Shounen Magazine anlief, kann als gutes Beispiel dieses
"Boy meets Girl"-Genre gesehen werden. Anders als viele Love Comedies
aus jener Zeit schaffte die Serie es allerdings auch, einen gewissen Klassikerstatus
zu erreichen. Miura erhielt 1983 für The Kabocha Wine den siebten Koudansha
Manga Award. Der Manga war auch erfolgreich genug, um 1982-84 von Toei Animation
als TV-Anime mit 92 Folgen produziert zu werden (die es auch bis Frankreich
und Italien geschafft hat). Der Grund für den Erfolg liegt einerseits
sicherlich in den beiden Hauptpersonen begründet, andererseits aber auch
in den abwechslungsreichen Kurzgeschichten, die selten länger als ein
Kapitel sind.
Das Duo Shunsuke - Elle ist liebenswürdig und lustig zugleich: Shunsuke
ist mit seinem überholten Machogehabe und seinem übertriebenen männlichen
Stolz bei seiner kleinen Statur recht lustig ausgefallen. So will er immer
den harten Mann markieren, was ihn nicht immer gelingt (so ist es ihm z.B.
echt peinlich, dass seine Mutter ein Geschäft für Frauenunterwäsche
führt). Doch Shunsuke ist auch eine ziemlich sympathische Figur, die
niemanden was zuleide tut und auch anderen Menschen in vielen Situationen
uneigennützig hilft. Seine Ehrlichkeit und sein Herz haben neben seiner
Niedlichkeit wohl den Ausschlag gegeben, dass sich Elle in ihn verliebt hat.
Elle ihrerseits ist die Liebenswürdigkeit in Person.
Sie ist immer positiv eingestellt, gut gelaunt und völlig uneigennützig.
Indem sie für Shunsuke da ist, ihm was kocht, näht, bei den Aufgaben
hilft, ihn umarmt und sonst so liebkost, ist sie für Shunsuke beinahe
wie eine Mutter. Der Grössenunterschied zwischen den beiden verstärkt
diesen witzigen Eindruck noch. Ausserdem sieht Elle wirklich gut aus, was
sie oft zum Objekt der Begierde notgeiler Typen macht und Shunsuke so allerhand
Gelegenheit gibt, seine Qualitäten als hartgesottener Schläger unter
Beweis zu stellen. Denn auch wenn ihn Elles Anhänglichkeit zunächst
unangenehm ist, färbt sich ihre uneigennützige Liebe allmählich
auch auf ihn ab, aber er ist, wie so oft in solchen Komödien, einfach
zu stolz und dickköpfig, um ihr seine Liebe auch in Worten zu gestehen.
Diese Gegensätze zwischen den beiden macht die Chemie dieses Paars aus.
Man wird das Gefühl nicht los, als ob sie schon immer füreinander
bestimmt wären. Shunsuke ist das aufmüpfige Kind, das Herr im Haus
sein will. Elle lässt ihn wie eine verständnisvolle Mutter alles
gewähren und liebt ihn von ganzen Herzen. So erinnern beide auch an ein
japanisches Ehepaar, in welchem Elle die konservative Rolle der sich aufopfernden
Mutter einnimmt und für ihren Ehemann sorgt.
Shunsuke sollte Tekkin nicht unnötig reizen |
Die einzelnen Geschichten drehen sich oft um Abenteuer ausserhalb der Schule und Missverständnisse, die das Paar auf Trab hält. Miura greift hier glücklicherweise nicht auf allzu bekannte Klischees zurück, sondern schafft für Shunsuke und Elle witzige Kurzgeschichten mit viel Charme, in welchen die Qualitäten der beiden gut zum Vorschein kommen.
Mitsuru Miura kam am 25.11.1954 in der Präfektur Kanagawa zur Welt und gab bereits 1971 mit You ni mo fukou na otoko no hanashi im Shounen Jump sein Debut als Mangazeichner. Der Durchbruch gelang ihm aber erst 10 Jahre später mit The Kabocha Wine, das er drei Jahre zeichnete. Seine späteren Geschichten wie Conbini Maria konnten allerdings nicht mehr an diesem Erfolg anknüpfen. Seit Beginn der Neunzigerjahre veröffentlicht Miura zahlreiche kürzere Geschichten in verschiedene Zeitschriften für erwachsene Leser. Seit 2001 zeichnet er für das Comic Densetsu Magazin The Kabocha Wine Sequel, das mit seiner alten Serie allerdings nicht mehr viel gemein hat. Mitsuru Miura ist auch ein aktives Mitglied in der Vereinigung japanischer Comickünstler (Nihon Mangaka Kyoukai).
Miuras Manga zeichnen sich durch ein sehr solides und aktionreiches Artwork aus. Man sieht seinen Zeichnungen an, dass seine Wurzeln im Artwork der Shounen Manga der Siebzigerjahre liegen. Mura mag gerne detailierte und stillisierte Hintergründe und greift gerne auf allerlei Speedlines zurück, um seinen Figuren Leben einzuhauchen. Sie haben was klassisches an sich, sind detailiert gezeichnet, ständig in Bewegung und kommen schnell ins schwitzen. Die Frauen sehen oft niedlich und von den Gesichtskonturen auch etwas stereotyp aus. Die Männer werden hingegen recht muskulös mit Fratzen dargestellt. Was weiter auffällt, sind die breiten Characterdesigns. Schlanke und stillisierte Bishounen und Bishoujo sucht man hier vergeblich. Für einmal ist die Heldin keine superschlanke Wonderwoman mit ellenlangen Beinen wie in so vielen Manga, sondern ein recht übbiges und natürlich wirkendes Mädchen. Miura zufolge sei sie von der Schauspielerin Yoshiko Miyazaki inspiriert sein.
Meiner Meinung nach ist the Kabocha Wine für alle Freunde von Love Comedy Manga recht zu empfehlen. Das Duo Shunsuke/Elle ist eine Wucht für sich. Das Artwork mag für heutige Verhältnisse etwas altbacken vorkommen, doch das lenkt vom Charme dieser Serie nicht ab. Elles Design weicht mal erfrischend von der Norm gängiger Manga/Animeschönheiten ab.
Die alten Bände von The Kabocha Wine sind nur noch schwer aufzutreiben, da sie bereits über 20 Jahre alt sind. Mit etwas Glück findet man sie in gebraucht in Ketten wie dem Mandarake oder den Book Offs, allerdings oft nicht immer im besten Zustand. Weil der Manga allerdings relativ bekannt und beliebt ist, erschien 1999 beim Verlag Futabasha eine Bunko-Fassung (ein etwas kleineres Format als die üblichen Taschenbücher, aber bessere Aufmachung und ca. 300 Seiten/Band), die relativ leicht aufzutreiben ist.