Akira Kojimas Mahoraba profitiert wohl freillich
vom momentanen Boom der Love Comedies, den Love
Hina ausgelöst hat. Die Paralellen sind nicht
zu übersehen. Trotzdem hebt sich Mahoraba von Love Hina
mit einem gemächlicheren Erzähltempo ab. Die
Ereignisse in Mahoraba sind längstens nicht so
überdreht wie in Love Hina.
Dann
wiederum unterscheidet sich Mahoraba im Plot und im Genre an
einigen Stellen wesentlich von LH: Anders als Love Hina
bringen hier keine bevorstehenden Prüfungen die beiden
Hauptcharaktere zusammen. sowohl Ryûshis Träume
als auch die Vergangenheit von ihm und Kozue spielen in der
Geschichte bisher eine untergeordnete Rolle. Der ganze Plot
besteht eher aus einzelnen unabhängigen Episoden aus
dem üblichen Alltagsleben der Herbergsbewohner. Der
Zeichner Akira Kojima hat gar nicht die
Möglichkeit ,eine derart lange "Saga" wie Love Hina zu
bringen, weil Mahoraba in einer Monatszeitschrift (Gangan
Wing Comics) erscheint. Er neigt von daher, mit Ausnahme
der ersten wenigen Kapiteln, den Lesern einen
"Häppchen"-Plot anzubieten. Jedes Kapitelchen kann als
kleine Geschichte für sich angesehen werden. Und hier
zeigt sich eine starke Analogie von Mahoraba zum Plot von
Videogames und daraus entstandenen TV-Serien wie To Heart:
Die männliche Hauptperson lernt Mädchen verschiedenen
Alters (1 x 12, 2 x 16 & 1 x 17) mit verschiedenen
Eigenschaften kennen und gibt ihnen bei schwierigen Zeiten
Ratschläge, beinahe wie ein "älterer Bruder", dem
man vertrauen kann. Dafür muss nun Ryûshi aber
auch freillich recht leiden, aber im Prinzip hat er neben
der Rolle des Pechvogels auch die Rolle der
Vertrauensperson: Eine klassische Dating-Simulation
also, die sehr den Lesertyp "Otaku" anspricht. Man braucht
sich daher nicht zu wundern, wenn Mahoraba von Enix
herausgegeben wird, eine der neueren und kleineren
Unternehmen, die Manga stark multimedial vermarkten wollen:
Als Videospiel, als Tradingcard Games, als
Computersoftware..... siehe zum Beispiel "Jungle wa
itsumo Hale nochi Guu" aus dem selben Verlag.
Mahoraba ist also ein äusserst kommerzieller Manga, der
aber dennoch einen gewissen Charme hat: Zuerst zum
Zeichenstil: Akira Kojimas Zeichenstil ist für
dieses Genre einfach gehalten und dennoch recht detailiert
geraten. Seine Charakterdesigns oszillieren immer zwischen
"normal" und leicht "super deformed", ohne je zu stark ins
extreme Super Deformed zu geraten. Personen im Hintergrund
sind nicht
einfach hingekritzelt worden, sondern sorgfältig
ausgeführt worden. Schlicht & simpel aber dennoch
detailiert eben. Sein Stil eignet sich hervorragend
fürs animieren. Wir dürfen gespannt sein, ob in
Japan noch eine Anime TV-Serie geplant ist. Ein Wunder
wäre es freillich nicht. Interessant ist auch, dass
Kojima hin und wieder seine Geschichte als 4-Panel Gagstrip
weiterführt (siehe Auszug 3)
Dann machen die einzelnen Personen einfach Spass wenn man
sich für Love Comedies begeistern kann, auch
wenn sie aus unzähligen Klischees bestehen: Der
typische scheue Student Ryûshi, die unberechenbare
Tamami, die Gegenpole Sayoko und Asami und nicht zuletzt die
nette & dem Wünschen des Mannes "unterwürfige"
Kozue (;->), die mit ihrer Persönlichkeitsspaltung
für Unterhaltung sorgt.
Genau in Kozues "Krankheit" steckt aber der
einzige Kritikpunkt bei diesem Manga: Die Ursache der
Krankheit wird bisher nicht näher behandelt, und wer in
seiner Familie vielleicht mit Personen zu tun hat, die an
Shizophrenie leiden oder einer ähnlichen psychischen
Krankheit, wird den Gag von Akira Kojima wahrscheinlich gar
nicht komisch finden. Doch die hier dargestellte "Krankheit"
ist dermassen unrealistisch geraten, dass sie rein als
Katalysator für die verrückten Ereignisse
aufgefasst werden sollte, als ein reines Plotinstrument. Wer
das erkennt und damit leben kann, dem steht die Lektüre
eines feinen Love Comedy Manga für zwischendurch
eigentlich nichts mehr im Wege.
Text©Yaniv
Tempelman (Juni 2002)
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