Kashiwagi Haruko, 4
Bände |
Hanazono Merry go Round - Band 1 ISBN4-09-186361-2 |
Hanazono Merry go Round - Band 2 ISBN4-09-186362-0 |
Hanazono Merry go Round (Blumengarten Merry go Round) ist ein Manga der recht speziellen Art: Er lässt sich vom Genre her gesehen schlecht in einer Schublade reinpressen. Es wird das Abenteuer eines Jungen erzählt, dem es in einem Dorf verschlägt, in welchem noch archaische Shinto-Bräuche gepflegt werden. Der Junge wird Zeuge seltsamer Geschehnisse, doch dazu unten mehr ... Die
Geschichte wird gleich zu Beginn von der Retrospektive aus
erzählt: Das Gasthaus
"Masagaya" gehört der Familie des Mädchens, die
Keiichi aufgelesen hat. Das Mädchen heisst
Sumiko, sieht sehr hübsch aus aber wirkt mit
ihrer Miene auf den ersten Blick recht unfreundlich. Sie
spricht mit Keiichi kaum und verlangt am nächsten
Morgen ohne Umschweife gleich die Rechnung für die
Übernachtung. Keiichi stellt dabei mit Schrecken fest,
dass er auf dem Fussmarsch seine Brieftasche verloren hat;
ihn bleibt nichts anderes übrig, eine Weile auf die
Hilfe der Familie von Sumiko angewiesen zu sein bis er von
seinen Eltern Geld zugeschickt bekommt. Am nächsten Morgen erfährt Kiichi von Sakiko, eine der Frauen die ihn am Vortag beinahe vergewaltigt hätten, dass Mizue in ihrem 33. Altersjahr sich gerade im "Unglücksjahr" befinden würde. Ein Brauch des Dorfes besagt, dass die Frauen in diesem Alter ihr grosses Unglück loswerden, indem sie mit einem jungen Mann Sex haben würden. Zudem soll der Brauch das abgeschlossene Dorf vor einer Verdünnung der Blutlinie der Dorfbewohner bewahren. Doch nicht jeder hergelaufene Junge soll einfach gut genug sein. Um die Gesundheit der möglichen "Kandidaten" zu testen, wird denen klammheimlich ein giftiger Pilz zum Essen serviert. Wird es einem "Kandidaten" von diesem Pilz nicht schlecht, so kommt er für diesen Brauch also in Frage. Keiichi wird das Dorf Kegigasawa langsam aber sicher unheimlich. Er versteht die Bräuche nicht und weiss nicht, wie er mit den Dorfbewohner umgehen soll. Von den älteren Dorfbewohner erntet er nur misstrauische Blicke, Sumiko zeigt ihm irgendwie die kalte Schulter, Sumikos Mutter hingegen will ihn vernaschen und Sakiko und ihre Freundinnen interessieren sich auch für ihn. Kiichi entschliesst sich, so schnell wie möglich dieses unheimliche Dorf zu verlassen, aber zuerst wird er von der Grossmutter des Gasthauses zum Schneeschaufeln und Kühe Futtern befohlen, da er nicht umsonst übernachten und essen kann. Da er den Erklärungen nicht richtig zugehört hat, sucht er Mizue auf und findet sie zusammen mit einigen anderen Frauen in einem kleinen Tempel eine seltsame Zeremonie abhalten. Er schaut heimlich zu, wird aber dann entdeckt und erntet zuerst von allen Frauen schockierte Blicke und dann von Mizue einen wütenden Blick. Kiichi rennt schockiert davon und trifft dann gerade auf Sumiko. Er weiss nicht, ob er ihr von diesem Vorfall erzählen soll; schliesslich weiss er nicht, wie sie dann reagieren wird (besonders wenn sie die Sache zwischen ihm und ihrer Mutter erfahren würde). Auf jeden Fall vertraut er Sumiko seine Ängste an, sie zeigt dafür Verständnis (Auszug 1). Am gleichen Abend entschliesst sich Kiichi, in Sumikos Zimmer zu essen, da die Frauen von der seltsamen Zeremonie, dessen Zeuge er gerade geworden ist, zu Besuch sind. Er hat den Mut nicht, diesen Frauen und Sumikos Mutter gegenüber zu sein. Als im Nebenzimmer plötzlich die Stimmen von betrunkenen Frauen zu hören sind, die sich an den jüngeren Bruder von Sumiko heranmachen, kriegt Kiichi beinahe Panik. Sumiko schliesst ihre Türe ab und legt Kiichi zur Beruhigung Kopfhörer an. Die Musik ist ihm vertraut, sie stammt von einer Gruppe die er sehr schätzt. Als er das Sumiko sagt, freut sie sich plötzlich sehr (das erste Mal, wo er sie mit einem fröhlichen Gesicht sieht); beide kommen ein wenig ins Gespräch ... Kiichi wird noch viele Dinge in diesem Dorf erfahren, doch mehr darüber zu erzählen, wäre dem Leser gegenüber nicht fair. Weiterführende Infos "Meine Reise ist verschieden pink", so lautet der Spruch auf dem Werbeumschlag des ersten Bandes. Meiner Meinung nach trifft dieser Spruch recht gut die widerstrebenden Gefühle, die den Jungen Kiichi in diesem Abenteuer bewegen. Mit
Hanazono Merry go Round bringt die Zeichnerin
Kashiwagi Haruko nach Inu (Young Sunday Comics, 6
Bände), Yoiko no Hoshi (Young Sunday, 6
Bände) und Bura Bura Ban Ban (Young Sunday, 5
Bände) bereits ihren vierten Manga heraus. Wie schon
bei "Inu" spielt auch in Hanazono Merry go Round das Thema
Erotik eine grosse Rolle. Drehte sich bei Inu die Geschichte
noch um einen hässlichen Brillenträger, der sich
in einer hübschen Frau verliebt und sie mit allen
Mitteln für sich erobern will und bei Yoiko no Hoshi um
ein durchgedrehtes Mädchen in der Grundschule, ist die
Handlung von Hanazono Merry go Round (von nun an als
"Hanazono" abgekürzt) wesentlich realistischer
ausgefallen. Die Geschichte ist im Magazin Big Comics Spirits erschienen, ein Magazin, das sich an erwachsene Leser richtet und deren Reihe im Westen für Manga wie Takahashi Rumikos "Maison Ikkoku" und Takashi Shins "Saishuu Heiki Kanojo" bekannt ist. Das Magazin ist ein bisschen auf Liebesgeschichten spezialisiert und man kann sich daher fragen, ob auch bei dieser Geschichte die beiden Protagonisten (Kiichi und Sumiko) einander näherkommen werden. Anzeichen gibt es bereits im ersten Band genug, doch die Kiichi widerfahrenden Ereignisse und Vorfälle überwiegen beinahe die sich anbahnende Romanze zwischen den beiden. Von daher gesehen fällt es einem nicht leicht, diesen Manga mit einem einzigen Label wie "Liebesgeschichte" kategorisieren zu wollen. Hanazono kann man als Liebesgeschichte sehen, aber auch als eine Art Entwicklungsroman mit einem starken Touch an Erotik. Die angeschnittenen Genres sind vielfältig und lassen keine Langeweile aufkommen. Vom
Zeichnerischen her gesehen sticht das sehr detailierte
Artwork heraus. Die Personen schwanken zwischen einem
recht realistischen Zeichenstil und einem eher cartoonhaftem
Stil wie man ihn z.B. bei Adachi Mitsuru findet. Die
Hintergründe werden nicht nur angedeutet, sie werden
auch oft detailreich gezeichnet was dem Leser erleichtert,
sich mit der Umgebung der Handlung näher vertraut zu
machen. Auffallend ist dabei, dass Kashigawa Haruko (oder
ihre Assistenten) den Grossteil der Hintergründe auch
wirklich von Hand zeichnet; nur wenige Gegenstände,
Häuser und Landschaften sind Rasterfolien. Eine
weiteres Merkmal von Kashiwagi Harukos Zeichenstil sind die
vielen langen dünnen Striche, mit der sie Reliefs und
Schatten zeichnet, aber auch die Farbe an den Wangen der
Personen. Das alles zusammen mit ihrer Bevorzugung für
generell etwas dickeren Umrisse macht ihr Artwork
unverkennbar.
Als persönliches Fazit kann ich diesen Manga allen Lesern ans Herz legen, die auf der Suche nach einer aussergewöhnlichen und sehr realistisch erzählten Geschichte sind und gerne mit der Hauptperson mitleiden. Denn der arme Kiichi kann einem wirklich leid tun bei all den Dingen, die er durchstehen muss. Text ©Yaniv Tempelman (Oktober 2002) |
|