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Wie meine Anime/Manga Leidenschaft anfing (die Beichte, Teil 1 ^^;)

©Nagai Go/Dynamic/Toei

Seit meiner frühesten Kindheit war ich japanischen Zeichentrickfilmen ausgesetzt. Die früheste Anime TV-Serie, an welcher ich mich zurückerinnern vermag, war die in Frankreich ungeheuer erfolgreiche Serie UFO Robot Grendizer, besser bekannt unter dem Namen "Goldorak".
Der Westschweizer Sender TSR (Télé Suisse Romande) strahlte Goldorak zu Beginn der Achziger aus. Ich verstand zwar die Geschichten nicht so genau (war noch zu jung ;-) ), auf jeden Fall faszinierte mich aber der riesige Roboter mit den stählernenHörnern und seinen abfeuerbaren Armen.

Eine Daten zu Goldorak auf Englisch gibt's bei: http://www.vex.net/~guru/goldorak/goldorak.htm

Zur selben Zeit schaute ich sehr oft klassische amerikanische Zeichentrickfilme aus dem Hause Disney/Warner und so surreale Dinge wie die Werke von Bruno Bozetto (Signore Rossi), und zwar im Originalton mit italienischen Untertiteln (auf dem Sender TSI, Televisia Svizzera Italiano)--> Hat zwar nicht viel mit Anime allgemein, aber bereitete mich genügend auf das Medium "Zeichentrick" vor ^_^

©Monkey Punch/TMS

Einige Jahre später machte ich auf TSR Bekanntschaft mit "Edgar, Le cambrioleur". Hauptpersonen waren ein äusserst schlauer Dieb, ein bärtiger Scharfschütze, ein säbelschwingender Samurai und eine Frau mit ausgesprochen üppigen Formen (spätestens bei Lupin III sollte es bei euch Tilt! machen ;).
Ich werde den tollen Vorspann von Edgar wohl nie vergessen; Goemon, der Hochhäuser mit seinem Säbel in Stücke schneidet und Fujikos Schatten, das ein hautenges Blouson öffnet (diese Szene war des Öfteren Gesprächsstoff unter meinen Klassenkameraden....Animes schaden den Kindern vielleicht doch? ^_-;;;


Das Jahr 1988 brachte eine wichtige Veränderung für die Sehgewohnheiten meiner Familie: Unser Haus wurde verkabelt, und so entdeckte ich die Welt des dualen Rundfunkes mit den Sendern TF1, A2 und FR3. Auf diesen drei Sendern liefen eine Menge an Anime TV-Serien, die definitiv meine Kindheit/Jugend geprägt hatten.

Kei und Yuri aus Dirty Pair
©NTV/Nippon Sunrise

Bevor aber TF1 mit seiner Sendung "Club Dorothée" mich gebannt vor die Glotzkiste halten konnte, entdeckte ich auf TSR nochmals eine TV-Serie: "Dan et Dany", alias Dirty Pair.
Der französische Titelsong ging mir nicht aus dem Kopf und besonders die Folge, in welcher Kei und Yuri einen wahnsinnigen General zu stoppen versuchten, der sich mit seinen Gefolgsleuten in einer Militärbasis aufhielt (in einem verloschenen Vulkan), ist mir bis heute in bester Erinnerung geblieben. Kei und Yuri waren derart sexy...wow! ^_^

Shunsuke und Elle aus The Kabocha Wine ©Mitsuru Miura/Toei

Club Dorothée ist ohne Zweifel der Hauptgrund für die Existenz der heutigen großen Anime/Manga Fanszene in Frankreich. Die Sendung strahlte eine Menge an verschiedensten Serien aus, die heute vielen Leuten in bester Erinnerung geblieben sind (.... mehr oder weniger ^^'). Vor allem die Serien "Les chevaliers du zodiaque" (alias Saint Seiya) und "Ken, le survivant (Hokuto no ken.......Fist of the north star) waren äußerst beliebt. Doch gerade diese beiden Serien gerieten wegen diverser Gewaltdarstellungen in die Schlagzeilen der französischen Medien und verstärkte bei besorgten Eltern und Kultur-Chauvinisten Mißmut gegenüber Zeichentrickfilmen aus Japan (doch das ist eine andere Geschichte).
In der Sendung liefen neben Serien wie Maison Ikkoku, Wingman, Highschool Kimengumi, Dragonball (Z), Georgie, Urusei Yatsura, Orange Road, Dragon Quest, Ranma auch Sentai-Shows wie Bioman (siehe den lächerlichen Abklatsch solcher Serien von den USA: Power Rangers).

Wingman ©Toei A.

Anders als viele Zuschauer zur damaligen Zeit begeisterte ich mich nicht besonders für Saint Seiya oder Ken le survivant. Die Ausstrahlung beider Serien in einer Kindersendung erschien mir schon damals als gewagt. Dennoch gab es Momente, bei welchen man mich beim Schauen einer Saint Seiya Folge ertappen konnte, obwohl ich die Geschichte und die vers. Charaktere wenig kannte. Nein, ich begeisterte mich besonders für Lamu (Urusei Yatsura), Mes tendres annés (alias The Kabocha Wine, eine Liebeskomödie von Toei Animation, 1982-83), Wingman (von Katsura Masakazu) und Le collège fou fou fou (Highschool Kimengumi).

Ataru und Lum aus Urusei Yatsura, dem Comedy-Klassiker schlechthin! ©Takahashi R./Kitty Film

Bis heute hat mir wohl Urusei Yatsura ab besten gefallen, unter anderem auch deshalb, weil einige Folgen einen grossen Eindruck auf mich hinterlassen haben (so zum Beispiel die "Cock Robin" Folge, bei der sämtliche UY Charaktere bis auf Ataru auf einer einsamen Insel auf merkwürdiger Art und Weise ums Leben kommen).
Im Club Dorothée wurden "bloß" etwa 140 von den 215 Folgen gezeigt. Die Synchronisation war oft dürftig. Schnitte gab es auch (allerdings bei weitem nicht so schlimm wie bei Saint Seiya). Doch das hinderte mich nicht daran, mich in diese eigenartige Soap Opera zu verlieben. Einer der Gründe war auch ein Charakter namens Lamu ^_-
Man kann also sagen, dass ich ohne die französischen Sender und besonders ohne die Sendung "Club Do" nicht der heutige Anime/Manga-Fan wäre (was mich allerdings auch nicht hindert, die grossen Fehler der Sendung und des dahintenstehenden Konzerns zu kritisieren).


Um die 1990 herum fielen mir auch die ersten "Mangas" in die Hände. Es handelte sich dabei um die äußerst dürftigen Robotech Ausgaben vom Bastei Verlag. Der Comic hatte scheinbar keinen Erfolg und wurde schon nach der dritten Ausgabe eingestellt.
Ein Jahr später erwarb ich meine ersten richtigen Mangas. Es handelten sich dabei um die ersten deutschen Ausgaben von Otomos Akira und die ersten zwei Dark Horse Sammelbände von Joshi Manabes Outlanders (Kahm erinnerte mich stark an Lamu. Manabes Stil im Allgemeinen scheint stark von den Charakterdesigns Yuji Moriyamas bei Urusei Yatsura/Maison Ikkoku/Projekt A-Ko beeinflußt zu sein). Kurze Zeit später sammelte ich bereits eifrig die englischen Einzelausgaben von Manabes Caravan Kidd. Zudem kam ich dank eines Freundes auch in Kontakt mit den ersten Mangabänden auf Japanisch (Hokuto no Ken und Yawara).

Secret of Blue Water
©NHK/Toho
Kimagure Orange Road
©Matsumoto I.NTV/Toho/Pierrot

Auf TF1 begann im Herbst 1992 die Ausstrahlung von Ranma, welches das Animefeuer in mir nach einer Pause von 2 Jahren wieder weckte. Doch es waren vor allem Kimagure Orange Road und Nadia, The secret of Blue Water, die mich in den Bann zogen.
Etwa zur gleichen Zeit begann ich mit dem Kauf der ersten "Manga Videos", was zum Glück sich auf weniger als 25 Filme beschränkte. Ich trat einem Animeclub in Genf namens Animeline bei, der 1992 gegründet wurde und ab dem August 1993 alle zwei Monate ein A3 großes Blatt mit allerlei nützlichen Informationen über japanischen Neuheiten wie auch kurze Kritiken zu Soundtracks herausbrachte. Der Club veranstaltete mehrere Filmabende und existierte immerhin bis 95/96, als Animes in Frankreich auf Tapes besonders leicht erschwinglich wurden (und daher sich die Filmanlässe leider für viele erübrigten).

So begann ich um diese Zeit fleißig allerlei möglichen Dinge rund um das Thema Anime/Manga zu kaufen (Manga im Original, auf Französisch und Englisch, Soundtracks, Artbooks, Cels, Posters....) und unternahm regelmäßig Einkaufsfahrten nach Lausanne und Genf (die auch heute noch eine Einkaufstour wert sind, wenn man sich gerade in der Schweiz aufhält). Selbst nach Paris zog mich meine Anime/Manga Leidenschaft hin, und so konnte ich dort neben den bekannten Boutiquen wie Tonkam, Katsumi, Madoka und Junku 1995 auch die französische Version von Porco Rosso und den ersten 'Cycle Cinémanga' (dort liefen u.a. der dritte kurze Film von Ranma und Arion) im Kinokomplex UGC Cité Ciné des Halles auf großer Leinwand bewundern.

Seither engagiere ich mich bei Gelegenheit für Anime in der Schweiz, so zum Beispiel für den kleinen Anime-Club Protoculture Club und helfe auch, die Filme aus dem Studio Ghibli als Fan zu promoten (Mononoke Hime, Grave of the fireflies). Im Herbst 1995 gab ich rtl2 Tips bezüglich Animes und empfahl ihnen, Nadia zu kaufen (was sie auch getan haben. Die deutsche Version löst in vielen Fans allerdings gemischte Gefühle aus).
In letzter Zeit halte ich mich auf diversen Newsgroup über Entwicklungen und Tratsch auf dem Laufenden und poste meine Meinung dazu (sehr zum Leidwesen mancher Usenet-Benutzer :-)Schliesslich hatte ich mich im Winter 99 einen langgehegten Traum erfüllt und unternahm einen zweimonatigen Japan-Aufenthalt, bei dem ich jede Menge an langgesuchten Waren endlich fand und auch Anlässe, ein Zeichentrick-Studio sowie die Redaktion eines Comic-Verlages besuchen konnte.

Yaniv Tempelman (1999)
Last update: (2002)