Hakaiô Noritaka Noritaka - Der Bruchkönig

Zeichner: Hamori Takashi
Szenarist: Murata Hideo
Jahr: 1991-1996

Anzahl Bände: 18
Verlag: Kôdansha
Magazin: Shûkan Shônen Magazine

Stichworte: Gag, Sport, Action

     

Manchmal gibt es Situationen, bei welchen einem beim raschen Durchblättern eines unbekannten Mangas ein erstauntes "Hä?!" über die Lippen geht und man sich fragt, was den das wieder für ein komischer Manga sein soll und weshalb man sein Geld für so einen Schrott ausgeben sollte. Hattet ihr schon solche Situationen in einem Comicladen erlebt? Ja? Ich ebenfalls; besonders stark bei "Haikaiô Noritaka" von Hamori Takashi und Murata Hideo. Nur war meine Verwunderung bei diesem Titel auch begleitet von starken Lachanfällen. Was uns der Autor und der Zeichner dieses Titels hier bieten, ist ein wahres Feuerwerk an Slapstick, vulgärem Humor und hässlichen Grimassen. Lest selbst:

Hier die Kurzfassung des Inhalts: (klickt hier für einen ausführlichen Inhalt)

Trainer: Bist Du fürs harte Training bereit Noritaka?!
Noritaka: Jawohl, Meister!!
Trainer: Hmm....[Grübel..... Grübel....... Grübel....]
Trainer: Wo soll ich anfangen?

Die Geschichte dreht sich um den schwächlich aussehenden Sawamura Noritaka, der wegen einem gebrochenen Herzen an seiner neuen Schule in den winzigen Muai Thai Boxclub eintritt und sich auf schier unbezwingbare Gegner vorbereiten muss, mit Hilfe absolut unüblicher Trainingsmethoden seines kauzigen Trainers. Seine Gegner sind zuerst Kampfsportler aus der gleichen Schule, später sind es Amerikaner, Russen, Chinesen.....jeder Gegner hält Noritaka für eine Achtelsportion, wird dann aber schnell unangenehm von ihm und sein unglaubliches Durchhaltevermögen überrascht.

Hakaiô Noritaka erschien erstmals 1991 im Shonen Magazine Comics-Magazin (Kodansha) und ist mit 18 Bänden abgeschlossen. Die Geschichte richtet sich an jüngere Jugendliche aber auch an ältere Leser (die Titel im Shonen Magazine richten sich wie diejenigen im Shonen Jump an eine recht breite [männliche] Leserschaft; das Shonen Magazine hat allerdings eine weit weniger hohe Auflage als der Auflagenkönig Shonen Jump). Die einzelnen Bände sind auch in Frankreich unter dem Titel "Noritaka" bei Glénat erschienen, in einer gelungenen Übersetzung.

Wie schon gesagt: Der Humor ist äusserst derb. Wer schon bei Dr.Slump nicht lachen kann, soll um diesen Titel einen weiten Bogen machen. Die anderen werden "Hakaiô Noritaka" lieben. Kurze Schilderung eines typischen Noritaka Gags: Boxsportler überholen beim Joggen den völlig erschöpften Noritaka. Er versucht Anschluss zu finden, keucht seine halbe Lunge aus und fällt schliesslich zu Boden. Er greift mit seinen Fäusten in die Erde; voller Pathos schaut er in die Ferne und fragt sich, wann auch er endlich einmal stark sein würde. Er blickt in eine seiner geballten Fäuste.....soeben hat er in einem Haufen Hundescheisse gegriffen ^__^

Trainer: Doch, Noritaka, du hast eine Chance zu gewinnen... Sie beträgt 0.001 %!

Man fragt sich, woher der Zeichner Hamori Takashi seine Inspirationen für diese unglaublichen Fratzen holt, welche die Charaktere reissen können. Nach einer besonders hässlichen Grimasse folgt eine noch hässlichere. Köstlich! :)

Der Szenarist Murata Hideo spickt die Geschichte mit unzähligen Anspielungen auf Sport im allgemeinen und auf Kampfsportarten im besonderen. Auch bekannte japanische & westliche Sportler, Schauspieler und Politiker werden durch den Kakao gezogen oder zumindest zitiert. Sawamuras ehemalige Gegner werden zu Freunden, was typisch ist für Shônen-Mangas.

 An "Hakaiou Noritaka" gibt es nur zwei Kritikpunkte: Erstens beginnt sich der Ablauf der einzelnen Kämpfe nach einigen Bänden weit zu stark zu ähneln: Noritaka baut unabsichtlich Mist und provoziert einen neuen Kampf mit einer anscheinend unbezwingbaren Kampfmaschine. Noritaka trainiert seinen Körper mit unorthodoxen Trainigsmethoden und gewinnt mit noch unorthodoxeren Mitteln die einzelnen Kämpfe. In den Bänden 14 und 15 gibt es eine kurze Abwechslung, kürzere Geschichten ohne einen langen Kampf. In den letzten Bänden (bis Band 18) trägt Noritaka einen Kampf nach den anderen in einem Tournier in L.A. aus. Die Geschichte wird hier zur Parodie seiner selbst (und die Mädchen werden komischerweise immer unbekleideter ^^; ), die einzelnen Kämpfe nehmen nur wenige Seiten ein. Schliesslich bricht die Geschichte abrupt ab. Wahrscheinlich aus mangelndem Interesse der jap. Leser. Auch sollte niemand grosse charakterliche Entwicklungen erwarten; Hakaiou Noritaka ist in erster Linie ein Gag-Manga. Weder die Nebenpersonen noch Noritaka selber unterscheiden sich in ihrem Verhalten im letzten Band im Vergleich zum ersten. Ich empfehle euch daher, zuerst mal die ersten 5 Bände anzuschaffen, statt gleich alle 18.

Ohne Worte...

Der zweite Kritikpunkt trifft die Darstellung der Ausländer: Zwar ist "Hakaiou Noritaka" nicht ernst zu nehmen, baut auf reinem Slapstick und "das haut einem aus den Socken" ™-Humor, aber die Darstellung des "bösen" Ausländers (Amerikaner, Chinesen und insbesondere Russen), der die Japaner verbal niedermacht, kann manchmal einem nichtjapanischen Leser ein mulmiges Gefühl im Magen hinterlassen.

 Wer mehr von Hamoris Zeichnungen will, sollte sich "ningen kyouki Katsuo" (die menschliche Todeswaffe Katsuo) zulegen (in Frankreich unter dem Namen "Katsuo-l'arme humaine" bei Glénat erschienen). Der Geschichte fehlt es aber bisher an Kreativität und Verrücktheiten, insbesondere was die Kampftechniken angeht. Hakaiou Noritaka ist in diesem Punkt weit kreativer. Wahrscheinlich liegt der Grund darin, dass bei ningen kyoki Katsuo der Autor Murata Hideo nicht mehr dabei ist und Hamori Takashi alles selber übernehmen muss.

pictures©Hamori Takashi/Kôdansha
Text© Y.Tempelman, September 2000
last Update: Juni 2003